Wenn man ans Klettern denkt, dann auch irgendwie immer an Berge. Warum würde ich dann aber als Kletterer und Wahltiroler nach Niederösterreich?
Es ist Frühjahr, das Wetter in den Zentralalpen wechselt zwischen allem, was die Symbolpalette von Christa Kummer so hergibt. Je nach Höhe und Ausrichtung ist es dann irgendwie zu heiß zum Klettern oder es gibt noch zu viel Schnee, um überhaupt den Wandfuß ohne Tourenski zu erreichen. Manche freuen sich über die ein oder andere Firntour, es geht es aber auch manchen wie mir: nach dem ersten sommerlichen Wochenende bin ich auf Sommer eingestellt und das bedeutet Fahrrad, Wanderschuhe oder Kletterpatschen anstatt Ski oder Snowboard. Einer dieser Personen ist mein guter Freund Jan. Damit sind wir uns auch schnell einig, was wir mit unserem gemeinsamen Kurzurlaub Anfang April machen wollen. Stellt sich nur die Frage, wo wir die richtigen Bedingungen finden? Finale Ligure? Zu weit. Arco? Super aber, irgendwie nichts Neues und zu viele Leute. Wenn ich mich bei einer Route anstellen will, geh ich lieber ins Kletterzentrum Innsbruck. In irgendeinem verstaubten Teil meines Gehirns erinnere ich mich, dass es wohl in der Wachau ganz gute Felsen gibt. Stabiles, recht sonniges Klima und gute Erreichbarkeit über St. Pölten erleichtern uns die Entscheidung. Also machen wir uns auf den Weg nach Krems.
Mit dem Gästehaus Kleine Mühle haben wir eine nette kleine Unterkunft gefunden. Die Lage im Schnittpunkt zwischen dem Bahnhof Krems, dem Klettergebiet Dürnstein und dem Trailwerk Wachau erlaubt es uns, mit den Öffis anzureisen und die restlichen Strecken entspannt mit unseren Fahrrädern zu bewältigen. Die Wege führen außerdem entweder der Donau entlang oder durch irgendwelche Weinfelder, daher fühlt es sich mehr als Genuss an, als Mittel zum Zweck. Dennoch sind wir hier zum Klettern und nicht wie so viele andere um den Donauradweg entlangzufahren. Dürnstein ist in etwa 30 Minuten erreicht und bietet mehr Klettermöglichkeiten als wir in der Zeit, die wir hier sind, unterbringen können. Wir entscheiden uns für das Gebiet nahe der Burgruine. Es finden sich eine Unzahl an kleineren und größeren Felstürmen, die meist in allen Himmelsrichtungen Kletterrouten bieten. Die Geneiskletterei bietet überwiegend Schuppen und Leisten. An der ein oder anderen Stelle aber auch runde, geschwungene Linien, die sich oft als beste Henkel entpuppen. Wir haben bei weitem nicht alles erkunden können, aber die Absicherung, die wir meistens vorfanden, war durchaus „Fränkisch“: schwerere Schlüsselstellen waren 1a abgesichert, leichtere Passagen können durchaus mal weitere Abstände aufweisen. Was die Schwierigkeit angeht, sollte für die meisten genug von allem da sein, wobei der Großteil der Routen in den leichteren Schwierigkeiten zu finden ist. Egal wie schwer der Weg nach oben war, das Gefühl einen der Türme zu toppen und auf dem kleinen Gipfel zu stehen, liefert auf alle Fälle das kindliche Gefühl ganz oben angekommen zu sein. Nachdem das Gefühl zur Genüge gesättigt ist, oder der viel wahrscheinlichere Fall eintritt und Haut und/oder Unterarme durch sind, ist man in kürzester Zeit in Dürnstein. Die Ortschaft bietet neben einer Top-Bäckerei (hatte Espresso und Marillenknödeleis) auch den ein oder anderen Heurigen der einen gerne mit Kulinarik und Wein für den die Gegend so bekannt ist versorgt.
Als Fazit könnte man sagen, südliches Flair findet man auch nördlich von Finale. Genauso wie gute Felsen und steinige Bike Trails. Was am Ende überrascht ist, dass wir in den 4 Tagen nicht mehr Gleichgesinnten über den Weg gefahren bzw. geklettert sind.